Das waren nur einige der herausragenden Exponate, die sich Mitglieder des Dombauvereins bei der angebotenen Exklusivführung durch die Sonderausstellung “Islam in Europa. 1000-1250” anschauen und mehr darüber von der Direktorin des Dommuseums, Professorin Dr. Claudia Höhl, und dem Kurator der Ausstellung, Dr. Felix Prinz, erfahren konnten.
Dr. Prinz beschrieb bildhaft die 3-jährige Konzeptionsphase und die Struktur der Ausstellung. Ausgehend von der Beobachtung, dass sich Kunstwerke aus islamisch geprägten Regionen in Kirchenschätzen und historischen Bibliotheken erhalten haben, werden überraschend viele Kulturverflechtungen aus dieser Epoche deutlich.
Der erste Teil der Ausstellung stellt Hildesheimer Objekte und ihren Ursprung dar. Im zweiten Teil werden die Verflechtungen der Kulturen anschaulich verdeutlicht. Mit dem Labor der Gegenwart gibt es zum Abschluss einen Raum, in dem Forschungsergebnisse von Schulprojekten gezeigt werden, die Besucher selbst forschen können und Integrationsthemen, z. B. “Fremde Heimat Hildesheim”, in den Fokus genommen werden.
In den südlichen und östlichen großen Metropolen wie Cordoba, Palermo, Konstantinopel, Kairo und Bagdad hat sich antike Kultur erhalten. Diese Zentren hatten eine Einwohnerzahl von über 100.000, während Hildesheim zu dieser Zeit ca. 3.500 Einwohner zählte. Geprägt waren diese Metropolen durch eine differenzierte Kultur und ausdifferenzierte Wirtschaft, was in Ausstellung z.B. an den gezeigten Münzen deutlich wurde. Die arabischen Schriftzeichen, die sich auf europäischen Kunstwerken des Mittelalters befinden, drücken die Faszination im Hochmittelalter für den islamisch geprägten Raum aus, der in Wissenschaft, Mathematik, Medizin und in der Handwerkskunst führend war. Auch die Hildesheimer Bischöfe brachten mehrfach Kunstschätze und Wissen in Form von Handschriften mit.
Dr. Prinz begeisterte mit seinen umfangreichen Erklärungen zu den Exponaten: das Sog. Keilförmige Reliquiar aus dem Hildesheimer Domschatz mit einem roten Edelstein, der arabische Schriftzeichen enthält, und auf dem eine Schachfigur aus Bergkristall prangt. Schachfiguren aus Bergkristall aus dem Osnabrücker Domschatz bereichern die Ausstellung. Platten aus dem Aachener Dom, die erstmalig so zu sehen sind und in ihrer einzigartigen Schleiftechnik einmalig waren und so nur in Bagdad gefertigt werden konnten. Durch die Kontakte von Bischof Dr. Wilmer zu dem Patriarchen Venedigs kann eine Vase aus der Schatzkammer von San Marco erstmalig in einer Ausstellung gezeigt werden: aus einem einzigen Bergkristallblock von der Insel Madagaskar geschnitten, in ihrer Feinheit und der nur drei Millimeter dünnen Wände ein Zeugnis höchster Handwerkskunst.
Hochkomplexe technische Messgeräte aus 1029 sind zu sehen, mit den Distanzen und Sterne vermessen werden konnten. Und die dazu gehörenden astronomischen Handschriften. Vergoldete Bronzeleuchter aus dem Hildesheimer Domschatz zeigen auf deren Drachenfüßen Frauenfiguren, die die drei damals bekannten Kontinente Europa, Asien und Afrika symbolisieren.
Der Olifant, aus Elefantenzahn geschnitzt, diente als Blasinstrument und ist jetzt zu bewundern - eine französische Leihgabe aus dem Kloster Sankt Arnulf in Metz. Ein besonderes Augenmerk verdienen die Seidenstoffe, die genutzt wurden, um angemessen Gebeine zu bestatten. Die Seidenproduktion gelangte durch Transformationstechniken von China nach Mitteleuropa.
Die Ausstellung, deren Objekte neben Deutsch und Englisch auch auf Türkisch und Arabisch beschriftet sind und durch die auch Führungen in diesen vier Sprachen angeboten werden, zeigt die Verflechtung der Kulturen und kann so in der Gegenwart zu einem neuen Verständnis beitragen für Kultur, Religion und Gesellschaft.