Zukunft für das Erbe - Sanierung der St. Annenkapelle

Die vor 700 Jahren als Stiftung Ottos II. errichtete Annenkapelle ist der zentrale Blickpunkt inmitten des romanischen Domkreuzgangs und steht ausdrucksstark am Beginn der gotischen Baukunst in Hildesheim. Das Zusammenwirken von liturgischer, historischer und ästhetischer Bedeutung macht die Annenkapelle zu einem Kernstück des Hildesheimer Welterbes.
Um die Zukunft dieses Erbes zu sichern, übernimmt der Dombauverein zu 90% die Kosten der dringend notwendig gewordenen Sanierung und engagiert sich damit mit einem Betrag in Höhe von € 84.000,00. Weitere 10% der Projektkosten steuert das Bistum bei.
Anlässlich des Pressetermins zur Vorstellung der Sanierungsarbeiten begrüßen Dr. Ingo Meyer und Jens Mahnken als Vorstand des Dombauvereins die Pressevertreter, den Restaurator Mihail Safronov sowie Weihbischof Heinz-Günter als Domdechant, der seinerseits ein herzliches Willkommen ausspricht. Für Weihbischof Bongartz ist die Annenkapelle im Zentrum des Annenfriedhofs und umgeben vom doppelstöckigen Kreuzgang der “zweitschönste Ort der Welt”. Ein Ort, an dem der Mensch mit der “Endlichkeit” konfrontiert wird, der aber auch ein “unglaubliches Hoffnungszeichen” gibt. Als gotisches Bauwerk strebt die Kapelle “mit einer gewissen Leichtigkeit” nach oben. Rosenstock und Annenkapelle: “Zeichen der Hoffnung”. Solche Orte müssen erhalten werden, sie sind “existenzrelevant”.
Dr. Ingo Meyer dankt für die eindrücklichen Worte und unterstreicht die Wichtigkeit dieses Bauprojektes des Dombauvereins. Bereits 2014 kurz vor der Wiedereröffnung des Domes hatte sich der Dombauverein mit € 50.000,00 an der Neugestaltung und den Arbeiten am St. Annenfriedhof beteiligt und dazu beitragen, den Besuchern eine präsentable Atmosphäre zu bieten. Die Annenkapelle weist inzwischen erhebliche Schäden vor allem im Bereich des Mauerwerks und der Wasserspeier auf, die eine Sanierung unbedingt erforderlich machen. Der Dombauverein hat den 1. Projektschritt in 2019 begleitet und die Kosten der Voruntersuchungen zu einem großen Teil übernommen - nämlich in Höhe von € 9.690,00. “Die Arbeiten an der Annenkapelle mit dem Aufstellen des Baugerüstes und der äußeren Restaurierung wurden mittlerweile begonnen” so Dr. Ingo Meyer. Weiter geplant sind im Zuge der Renovierung ein zeitgemäßes und angemessenes Beleuchtungskonzept und schließlich die Innenrenovierung der Kapelle. Dr. Ingo Meyer dankt den Spendern und Mitgliedern, die das Projekt bisher unterstützt haben. Wer die Zukunft dieses Erbes begleiten möchte, ist herzlich willkommen.
Anschließend gibt Mihail Safronov als Restaurator Einblicke in seine Arbeit an der Annenkapelle. Er erläutert die Verwaschungen und Risse der Fugen im oberen Bereich sowie die Bildung von Moos, Flechten und Algen im unteren Bereich der Kapelle. Der erste Schritt des Projektes war die Voruntersuchung mit Kartographierung des Schadens und die Erstellung des Schadensberichtes. “Bei der Zerstörung Hildesheims im 2. Weltkrieg war die Annenkapelle betroffen durch den Brand der Kapelle. So floss geschmolzenes Blei vom Dach. Diese Spuren sind heute noch zu sehen”, so Mihail Safronov. Trotzdem ist die Kapelle “zu 90% im Original” erhalten - das seit 700 Jahren! Der untere Bereich ist fast fertig saniert durch Reinigung, Ergänzung und Neuverfugung. Mihail Safronov erläutert die zu beachtende Besonderheit der Schollenbildung bei Sandstein. Im Innern der Kapelle “sind einige Setzrisse zu füllen”. Die tierischen Wasserspeier werden nicht restauriert, “weil es keine Zeichnungen über ihr originales Aussehen gibt”. Wer das Baugerüst erklimmen wollte, konnte sich von der Arbeiten auch in schwindelnder Höhe überzeugen.
Anschließend lädt Dr. Ingo Meyer ein, “vom Kreuzgang zum Kreuzweg” in den Dom zu gehen, um ein weiteres vom Dombauverein finanziertes Projekt zu präsentieren.